Im Geschichtsunterricht der 7b kam die Frage auf, ob denn die mittelalterliche Pest mit Corona vergleichbar war. Diese Frage wurde zum Anlass genommen, um in einem auf mehrere Wochen angelegten Projekt die beiden Pandemien gegenüberzustellen. Die Schülerinnen und Schüler kamen dabei auf interessante Parallelen, deckten aber auch zahlreiche Unterschiede auf.
Viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede
Wie Corona wurde die Pest von Asien nach Europa gebracht. Die Quellen nennen das asiatische Reitervolk der Tataren, die die Stadt Caffa auf der Insel Krim belagerten und ihre Toten, die an der Pest gestorben waren, in die Stadt katapultierten. Über die Ratten, die Nahrung auf den Schiffen suchten, erreichte die Pest bald die Städte an der östlichen Mittelmeerküste und schließlich im Frühjahr 1348 Europa. Im Vergleich dazu breitete sich das Coronavirus in unserer globalisierten Welt rasend schnell auf dem gesamten Erdkreis aus.
Ähnlich wie bei Corona gab es auch bei der Pest verschiedene Varianten. Während wir die verschiedenen Varianten des Corona-Virus nach griechischen Buchstaben benennen, kursierten nach 1348 die Beulenpest und die Lungenpest in Europa. Die meist tödlich verlaufende Lungenpest wurde wie Corona von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion übertragen. Die Sterberate betrug bei der ersten Pestwelle 30 Prozent, ungefähr 18 Millionen Menschen verloren dabei in Europa ihr Leben. Von solch hohen Zahlen werden wir heute – dank einer Impfmöglichkeit und der guten medizinischen Versorgung – glücklicherweise verschont.
Interessant ist auch die Tatsache, dass sich die Maßnahmen ähneln, die damals und heute ergriffen wurden, um die Pandemie einzudämmen. In den vergangenen beiden Jahren mussten wir Quarantäne-Maßnahmen, Schulschließungen sowie Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen über uns ergehen lassen. Auch die Obrigkeiten im Mittelalter untersagten Menschenansammlungen, indem sie Trauerversammlungen verboten. Zudem riegelten sie die befallenen Häuser ab.
Sowohl bei Corona als auch bei der Pest gab es unterschiedliche Erklärungsversuche, wie die Krankheit entstanden sein könnte. Wurde Corona in einem chinesischen Labor freigesetzt oder verbreitete sich das Virus über Tiere, die auf einem Markt in Wuhan verkauft wurden? Im Mittealter glaubte man, dass die Pest eine Strafe Gottes für die Sünden der Menschen sei. Zeitgenössische Gelehrte gingen von der „Pesthauchtheorie“ aus. Giftige Dämpfe hätten sich angeblich immer weiter ausgebreitet. Deshalb trugen die Pestärzte auch immer Masken mit langen Schnäbeln, in die sie wohlriechende Kräuter steckten, damit sie den „Pesthauch“ nicht einatmen mussten. Dadurch schützten sie sich – obwohl ihre Erklärung falsch war – vor einer Tröpfcheninfektion.
Die grausamen Ereignisse in Würzburg im Jahre 1349
Als Schwerpunkt unseres Projekts untersuchten wir anhand von Quellen, wie die Menschen in Würzburg mit der herannahenden Pest umgingen. Die Siedlung am Main war gewarnt, weil in vielen benachbarten Städten die Pest schon ausgebrochen war. Als schlechtes Zeichen sahen die Bürgerinnen und Bürger an, dass die Weinreben im April 1349 erfroren waren und dass es zwei rivalisierende Bischöfe in der Stadt gab, die um den Bischofsstuhl stritten. Auch die Geißler, die von einem Ort zum anderen zogen und das Ende der Welt prophezeiten, versetzten die Bürger in Angst und Schrecken. Dadurch angestachelt verurteilten die Würzburger alle Juden der Stadt vor einem Gericht, sperrten sie in ihre Häuser und brannten diese an. Dadurch starben Schätzungen zufolge ungefähr 1000 Juden, die ihr abgesondertes „Ghetto“ am heutigen Marktplatz hatten. Hintergrund dieses grausamen Mordens waren Falschmeldungen, die besagten, dass Juden angeblich Brunnen vergifteten und die Pest dadurch verbreitet hätten.
Auch heute gibt es zahlreiche „Fake News“ in Bezug auf die Pandemie. Ein solch grausames Vorgehen wie in Würzburg 1349 ist heute (noch) nicht zu verzeichnen, auch wenn Polizisten bei den Anti-Corona-Protesten immer häufiger zur Zielscheibe von Gewalt werden.
Positives Fazit
Abgerundet wurde unser Projekt, in dem die Schülerinnen und Schüler viele Quellen befragten, aber auch durch szenisches Spiel immer wieder aktiv werden durften, durch einen Ausblick in die Zukunft. Während die Pest durch den Einsatz von Antibiotika fast eingedämmt ist, verbreitet sich Corona noch immer rasend schnell. Neben der Impfung gegen den Virus liegt die Hoffnung auf Medikamente, die die schweren Verläufe abmildern sollen.
Die Schülerinnen und Schüler zogen abschließend eine positive Bilanz des Projekts: „Ich fand es interessant, wie sich die Menschen früher die Pest erklärt haben und wie sie damit umgegangen sind“, meint Christian Schraud. Und sein Mitschüler Mathias Pineker ergänzt: „Dadurch, dass wir immer den Vergleich zu Corona gezogen haben, ist Geschichte echt spannend geworden.“ Um die Projektergebnisse einem breiten Publikum zukommen zu lassen, sind eine Wandzeitung in der Schule und Vorträge geplant.
Andreas Reuter