Kurzer Abriss der Wolf(f)skeel-Familiengeschichte

Unsere Schule ist nach einem alten fränkischen Adelsgeschlecht benannt, das sowohl für die Stadt als auch für den Landkreis Würzburg große Bedeutung besitzt. Deshalb einigte man sich bald nach der Gründung unserer Schule, die von der Stadt und dem Landkreis Würzburg finanziert wird, dass diese altehrwürdige Familie der Namensgeber unserer Schule sein soll.
Im Folgenden soll dargestellt werden, dass es eine gute Entscheidung war, das Adelsgeschlecht von Wolf(f)skeel auszuwählen. Denn einige Familienmitglieder können uns aufgrund ihrer Charaktereigenschaften und ihrem vorbildlichen Handeln auch heute noch als Vorbilder dienen.
Ein erster wichtiger Vertreter war Bischof Otto von Wolfskeel. In einer äußerst schwierigen Situation übernahm er im Jahre 1333 den Würzburger Bischofsstuhl. Ihm gelang es durch eine weitsichtige Politik, die Würzburger Bürger hinter sich zu vereinen, die Finanzen des Bistums zu sanieren, Würzburg zu erweitern und mit seinen Konkurrenten einen Ausgleich zu finden. Zeitgenossen charakterisieren ihn als beherrschten, ruhigen, klugen und sanftmütigen Herrscher.

Das Grabmal Ottos von Wolfskeel im Würzburger Dom
Ottos Grabmahl im Würzburger Dom

Mitte des 16. Jahrhunderts traten die Wolfkeels zum evangelisch-lutherischen Glauben über. Dies hatte zur Folge, dass ihre Familienmitglieder keine Anstellung mehr im katholischen Würzburg finden konnten. Sie mussten ihre Zukunft an Fürstenhöfen außerhalb von Würzburg suchen. Dies zeigt die Courage der Familie, für ihre Überzeugen auch Nachteile in Kauf zu nehmen.

Henriette Wolfskeel von Reichenberg (*1776) gilt als ein Beispiel dafür, dass man auch an fremden Höfen Karriere machen konnte. Sie war die Hofdame Anna Amalias, der Herzogin von Weimar und Eisenach. Am Weimarer Hof war Henriette mit Johann Wolfgang von Goethe befreundet, der in zahlreichen Briefen von ihr schwärmte. Henriette beherrschte die Kunst, sich beliebt zu machen und ein Netz von Freunden um sich herum aufzubauen.

Henriette in Weimar
Henriette in Weimar

Als eine weitere beeindruckende Frau soll Freifrau Karoline Wolfskeel zu Uettingen vorgestellt werden. Sie lebte im Uettinger Schloss, als der „Bruderkrieg“ zwischen Preußen und Österreich/Bayern in Unterfranken ausgetragen wurde. Karoline musste mit ansehen, wie ihr Gutshof zerschossen wurde und das alte Wolfskeel-Schloss abbrannte. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, sich um die Verwundeten der Schlacht zu kümmern. Sie öffnete die Räume ihres Schlosses, stellte Material zur Verfügung und opferte sich in der Pflege auf. Aufgrund ihres selbstlosen Einsatzes wurde sie vom bayerischen König Ludwig II. (dem „Märchenkönig“) im Jahre 1866 mit dem Theresien-Orden ausgezeichnet.

Stolz konnte Freifrau Karoline auf ihren Sohn Karl Graf Wolffskeel von Reichenberg sein. Ihm gelang es, in der Armee und später am bayerischen Hof Karriere zu machen. Zum Prinzregenten Luitpold – einem gebürtigen Würzburger – pflegte er ein freundschaftliches Verhältnis. Durch sein Verantwortungsgefühl, seine Loyalität und Zuverlässigkeit konnte er enormen Einfluss auf den Prinzregenten und somit auf die bayerische Politik nehmen. 1901 wurde Karl aufgrund seiner Verdienste um die bayerische Krone in den erblichen Grafenstand erhoben.

Graf Karl
Graf Karl

Die Wolffskeels waren zukünftig keine Freiherren mehr, sondern Grafen. Um diese Rangerhöhung auch im Namen kenntlich zu machen, wurden sie fortan mit „Doppel-f“ geschrieben. Auch unsere Schule weist diese Schreibung mit „doppeltem f“ auf.

Rangerhöhung
Rangerhöhung – Schreibung mit „ff“

Abschließend soll noch kurz auf Karls zweiten Sohn, Luitpold Graf Wolffskeel von Reichenberg, eingegangen werden. Luitpold schlug – wie so viele seiner Vorfahren – eine militärische Laufbahn ein. 1911 wechselte er zur Fliegerei. Durch Vermittlung des legendären Grafen Zeppelin durfte eine Fluglizenz erwerben. Dies war zum damaligen Zeitpunkt noch etwas ganz Außergewöhnliches. Luitpold war der erste bayerische Militärflieger und baute die bayerische Luftwaffe auf. „Rittmeister der Lüfte“ nannte man ihn. Er nahm an zahlreichen Wettbewerben teil und konnte dabei Siege erringen. Nicht nur Mut und Neugier haben ihn dabei geprägt, sondern auch technische Begabung und Begeisterung. Auch die Schülerinnen und Schüler an unserer Schule werden aufgrund unserer technischen Ausrichtung besonders in diesem Bereich gefördert.

Graf Luitpold von Wolffskeel am Steuer des Otto-Doppeldeckers Nr. 81 mit dem Prinzen Leopold von Bayern als Passagier dahinter
Graf Wolffskeel am Steuer des Otto-Doppeldeckers Nr. 81 mit dem Prinzen Leopold von Bayern als Passagier dahinter

Bildquellen:
– https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_II._von_Wolfskeel
– Stefanie Freyer, Katrin Horn, Nicole Grochowina: FrauenGestalten Weimar-Jena um 1800. Ein bio-bibliographisches Lexikon, Heidelberg 2009, S. 397.
– Staatsarchiv Würzburg: Adelsarchiv v. Wolfskeel, Akte 93
– Gräf, Heinz und Hulansky Peter: Luftfahrt in Würzburg. Vom Galgenberg zum Schenkenturm. Ein Rückblick auf Würzburgs Fluggeschichte, S. 43.