Die Malerin Gertraud Rostosky – in Würzburg daheim – in der Welt zuhause.

Spurensuche am Straßenschild – (Mainpost: 18.08.2020)

Ein Filmprojekt der WRS in Zusammenarbeit mit der Museumspädagogik des Kulturspeichers.

Foto und Text: Daniela Brems

„Oh wir haben uns verlaufen….Gertraud-Rostosky-Straße… steht hier auf dem Straßenschild…Google doch mal! Wo sind wir hier eigentlich…wer ist das eigentlich? Äh, hier geht’s zur Neuen Welt…“ „Neue Welt?… Mitten in Würzburg?“

Nun wurde es interessant für die Schüler/innen der Kunst- und Film-AG, denn mit dem Namen auf dem Straßenschild begann eine Spurensuche, die hinauf zu dieser „Neuen Welt“, dann quer durch Würzburg in den Kulturspeicher zu einem Interview mit der stellvertretenden Direktorin und Expertin Frau Dr. Holsing führte. Der „Geschichte ein Gesicht geben“ – so hieß nämlich der diesjährige Landeswettbewerb „Erinnerungszeichen“ des Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, der dazu aufrief, regionale Geschichte lebendig werden zu lassen.

https://www.youtube.com/watch?v=4qepHLpUflM

Blicke in die Lebensgeschichte der Malerin Gertraud Rostosky zeigt der kurzweilige Dokumtentarfilm der WRS, der beim Landeswettbewerb mit einem Preis ausgezeichnet wurde und auf dem YoutubeChannel des Museums im Kulturspeicher angesehen werden kann.

Besonders die Geschichte und das Leben der Malerin Gertraud Rostosky ist mit Würzburg eng verknüpft und weist doch darüber hinaus. Durch ihre weltoffene, künstlerisch geprägte Art knüpfte sie weitreichende Verbindungen zu zahlreichen Künstlern und Literaten und holte so auf ihren Gutshof zur „Neuen Welt“ ein Stück Weltliteratur nach Würzburg. Vor allem mit Max Dauthendey, einem der bekanntesten deutschen Dichter der Jahrhundertwende verband sie eine innige Geistes- und Liebesbeziehung, die sich in zahlreichen Gedichten, Texten und Bildern widerspiegelte. Doch zu ihren Künstlerfreunden zählten auch der bekannte Landschaftsmaler Otto Modersohn oder Erich Heckel, ein Mitbegründer der expressionistischen Künstlervereinigung „Die Brücke“. Heckels Stadtansicht von Würzburg mit Blick auf die Festung Marienberg sowie Modersohns Ansicht von den Feldern auf den Gutshof zur „Neuen Welt“ entstanden während Maleraufenthalten bei ihr auf dem Gutshof und sind heute in der Städtischen Galerie im Museum des Kulturspeichers neben denen von Rostosky zu finden. 

Neben ihrer eigenen Begeisterung für die Malerei – über 400 großteils impressionistische Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle, sind heute im Besitz des Museums im Kulturspeicher, suchte sie immer den Kontakt zu den Menschen, sei es als Thema in ihren Bildern als auch im realen Leben. Und so gingen auch Persönlichkeiten wie der Arzt Rudolf Virchow oder die Genetiker und Zoologen Fritz Baltzer und Leopold von Ubisch auf ihrem Gutshof ein und aus. Auch während der Nachkriegszeit gewährte sie vielen Würzburgern, die ausgebombt und verwundet waren, dort Asyl. 

In Riga, Lettland geboren hat Gertraud Rostosky dann in Würzburg ihre eigene Lebensgeschichte geschrieben und das malerische Würzburg, die hellen leuchtenden Farben und Lichtspiele in Landschaften und Gesichtern in ihren Gemälden festgehalten und eingerahmt.

Gerade, wenn der Urlaub heuer etwas anders aussieht als geplant, lohnt es sich ein Stück „Welt“ vor der eigenen Haustüre zu bereisen und zu besichtigen, z.B. bei einer Wanderung hinauf über den Leistengrund in die Gertraud-Rostosky-Straße weiter zur „Neuen Welt“ und von dort oben und noch weiter zur Frankenwarte den Blick weithin streifen zu lassen über die malerischen Farben der unterfränkischen Landschaft oder auch an einem Regentag im Kulturspeicher.